Luise Rinser 100
2011 hat Luise Rinser 100. Geburtstag. Kathol. Bildungswerk Berchtesgadener Land und evang. Bücherei Bad Reichenhall wollen im Oktober 2011 ein Erinnerungsreferat organisieren. Als Referenten hat man Karin & Wolfgang Lindner vorgesehen, also unser Familientandem, bekannt von den Obersalzberg-Führungen.
Auf Grund unserer jeweils recht verschiedenen Persönlichkeitsstruktur könnte ein Dialog-Referat einen gewissen Unterhaltungswert garantieren.
Als Grundmuster könnte man von 3 Lebensschwerpunkten der Rinser ausgehen und ihre Wandlungsfähigkeit dokumentieren: 1. Um 1950 mit Retrospektive auf die 30er Jahre und ihr Verhältnis zum NS. 2. Die 60er mit ihrem Verhältnis zur 68er-Bewegung u. zur RAF. 3. Der letzte Lebensabschnitt mit ihrem (positiven) Verhältnis zu Nordkoreas Diktator.
Dazu findet sich reichlich Tagebuchliteratur; überhaupt gilt es eine schier unübersehbare Menge von Textmaterial zu sichten.Wir, als Zweierteam freuen uns schon auf das Abenteuer der Begegnung mit dieser bedeutenden, aber auch umstrittenen Frauenpersönlichkeit.
Die Antiquariate bieten Rinser quasi zum Nulltarif an. Wir haben bereits einiges an autobiographischer und erzählender Literatur gebunkert. Auch die evang. Bücherei (unser Auftraggeber) hält zahlreiche Werke vor.
Karin hat sich "Mirijam" vorgenommen, ich den "Schwarzen Esel". Sie ist in Sachen Jesus-Erzählung als Protestantin kompetenter als ich Katholik (wenn auch Küng-Leser).
Gestern hat das Ereignis stattgefunden (11.2011). Gelungenes Experiment der Darbietung: Dialogvortrag im "Tandem"! KIarin un d ich haben uns das Referat kleinschrittig aufgeteilt. Kommunikation im Dreieck: Referent 1 - Referent 2 - Publikum. Die zahlreichen Zuhörer meist unserer Generation haben sich sehr gut informiert und unterhalten gefühlt (Rückmeldungen).
Die zweite Aktualität: die seit 2011 bekannt gewordene Manipulation der Verfasserin in ihrer Autobiographie bezüglich ihrer NS-Vergangenheit.
Wir haben Rinsers Version mit der neuerdings bekannten Wirklichkeit verglichen. Die dabei sichtbar gewordenen Fälschungen waren den meisten Zuhörern überraschend neu.
Dennoch haben wir Luise Rinser mildernde Umstände zubilligen müssen:
Sie hatte sich seit 1944 (Verhaftung) ehrlich vom NS distanziert und die "Gnade des Nullpunkts" 1945 zu einem Neubeginn genutzt.
Als Journalistin konnte sie diesen Wandel nur umsetzen (NEUE ZEITUNG), wenn sie ihre Vergangenheit verleugnete.
Sie wurde zur moralischen antifaschistischen Instanz. Aufgrund ihres Ratgeber-Charismas hatte sie eine große Lesergefolgschaft.
Sie engagierte sich mutig (vgl. "wandelmutig") für Pazifismus, Feminismus, Linkskatholizismus. -Weit lehnte sie sich aus dem Fenster und musste dafür ihren Preis bezahlen. Schließlich wurde ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geadelt.
Spätestens von da an konnte sie sich nicht mehr zu ihrer NS-Vergangenheit bekennen, ohne ihr antifasch. Lebenswerk zu gefährden.
Was man ihr weniger verzeihen kann, ist ihre Weigerung, ihren Sohn Stephan über seine außereheliche Herkunft aufzuklären.
Er hat darunter bis zu seinem frühen Tod sehr gelitten.
Das große Werk ist vollbracht: Referat über L.R. in Dialogform.
Verfasserin und Darstellungsmethode haben großes Echo gefunden, vor allem natürlich bei der Generation 60+. Als sehr unterhaltsam wurde der kurzschrittige, z.T. improvisierte Dialog zwischen uns (Karin und Wolfgang) empfunden. Auch einige kleinere PC-Pannen bei der Bildvorführung kamen gut an; etliche Besucher konnten sich mit der Situation identifizieren. Im übtrigen hat sich bestätigt, was kürzlich in der Süddeutschen von einem emeritierten Literaturprofessor zu lesen war: Die Leute interessieren sich mehr für die Lebensverhältnisse von Schriftstellern und Dichtern als für deren erzählende fiktionale Hervorbringungen; sie wollen eben die reality show wie im Fernsehen. Welche Folgen sich daraus für die strukturale Interpretation von narrativer Literatur ergeben,lässt sich nur ahnen: Aufmerksamkeit für die Entstehung von Werken,neben der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte.
Unser neues Projekt: religiöses Weltethos nach Hans Küng, wird sich auch um die bewegte und bewegende Biographie Küngs kümmern müssen.
Auf Grund unserer jeweils recht verschiedenen Persönlichkeitsstruktur könnte ein Dialog-Referat einen gewissen Unterhaltungswert garantieren.
Als Grundmuster könnte man von 3 Lebensschwerpunkten der Rinser ausgehen und ihre Wandlungsfähigkeit dokumentieren: 1. Um 1950 mit Retrospektive auf die 30er Jahre und ihr Verhältnis zum NS. 2. Die 60er mit ihrem Verhältnis zur 68er-Bewegung u. zur RAF. 3. Der letzte Lebensabschnitt mit ihrem (positiven) Verhältnis zu Nordkoreas Diktator.
Dazu findet sich reichlich Tagebuchliteratur; überhaupt gilt es eine schier unübersehbare Menge von Textmaterial zu sichten.Wir, als Zweierteam freuen uns schon auf das Abenteuer der Begegnung mit dieser bedeutenden, aber auch umstrittenen Frauenpersönlichkeit.
Die Antiquariate bieten Rinser quasi zum Nulltarif an. Wir haben bereits einiges an autobiographischer und erzählender Literatur gebunkert. Auch die evang. Bücherei (unser Auftraggeber) hält zahlreiche Werke vor.
Karin hat sich "Mirijam" vorgenommen, ich den "Schwarzen Esel". Sie ist in Sachen Jesus-Erzählung als Protestantin kompetenter als ich Katholik (wenn auch Küng-Leser).
Gestern hat das Ereignis stattgefunden (11.2011). Gelungenes Experiment der Darbietung: Dialogvortrag im "Tandem"! KIarin un d ich haben uns das Referat kleinschrittig aufgeteilt. Kommunikation im Dreieck: Referent 1 - Referent 2 - Publikum. Die zahlreichen Zuhörer meist unserer Generation haben sich sehr gut informiert und unterhalten gefühlt (Rückmeldungen).
Die zweite Aktualität: die seit 2011 bekannt gewordene Manipulation der Verfasserin in ihrer Autobiographie bezüglich ihrer NS-Vergangenheit.
Wir haben Rinsers Version mit der neuerdings bekannten Wirklichkeit verglichen. Die dabei sichtbar gewordenen Fälschungen waren den meisten Zuhörern überraschend neu.
Dennoch haben wir Luise Rinser mildernde Umstände zubilligen müssen:
Sie hatte sich seit 1944 (Verhaftung) ehrlich vom NS distanziert und die "Gnade des Nullpunkts" 1945 zu einem Neubeginn genutzt.
Als Journalistin konnte sie diesen Wandel nur umsetzen (NEUE ZEITUNG), wenn sie ihre Vergangenheit verleugnete.
Sie wurde zur moralischen antifaschistischen Instanz. Aufgrund ihres Ratgeber-Charismas hatte sie eine große Lesergefolgschaft.
Sie engagierte sich mutig (vgl. "wandelmutig") für Pazifismus, Feminismus, Linkskatholizismus. -Weit lehnte sie sich aus dem Fenster und musste dafür ihren Preis bezahlen. Schließlich wurde ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geadelt.
Spätestens von da an konnte sie sich nicht mehr zu ihrer NS-Vergangenheit bekennen, ohne ihr antifasch. Lebenswerk zu gefährden.
Was man ihr weniger verzeihen kann, ist ihre Weigerung, ihren Sohn Stephan über seine außereheliche Herkunft aufzuklären.
Er hat darunter bis zu seinem frühen Tod sehr gelitten.
Das große Werk ist vollbracht: Referat über L.R. in Dialogform.
Verfasserin und Darstellungsmethode haben großes Echo gefunden, vor allem natürlich bei der Generation 60+. Als sehr unterhaltsam wurde der kurzschrittige, z.T. improvisierte Dialog zwischen uns (Karin und Wolfgang) empfunden. Auch einige kleinere PC-Pannen bei der Bildvorführung kamen gut an; etliche Besucher konnten sich mit der Situation identifizieren. Im übtrigen hat sich bestätigt, was kürzlich in der Süddeutschen von einem emeritierten Literaturprofessor zu lesen war: Die Leute interessieren sich mehr für die Lebensverhältnisse von Schriftstellern und Dichtern als für deren erzählende fiktionale Hervorbringungen; sie wollen eben die reality show wie im Fernsehen. Welche Folgen sich daraus für die strukturale Interpretation von narrativer Literatur ergeben,lässt sich nur ahnen: Aufmerksamkeit für die Entstehung von Werken,neben der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte.
Unser neues Projekt: religiöses Weltethos nach Hans Küng, wird sich auch um die bewegte und bewegende Biographie Küngs kümmern müssen.
Wolfgang Lindner - 3. Nov, 18:19